Ich habe schon oft mitbekommen, wie Profis den Klang von ihrem E-Piano so angepasst haben, dass es einen viel besseren Klang hatte. Aber wie geht das eigentlich?
Um den Klang eines E-Pianos zu verbessern, muss es an einen Computer mit Virtual Studio Technology (VST) angeschlossen werden. Mit Hilfe von dieser Technologie werden E-Pianos mit hochwertigeren Samples und höherer Polyphonie ausgestattet.
Es gibt tatsächlich mehr als nur eine Methode, mit der du den Klang deines E-Pianos verbessern kannst. Für einen VST wirst du viel Geld ausgeben müssen, während du den Kammerton kostenlos anpassen könntest. Alles darüber erfährst du hier.
Wie VST-Programme deinen E-Piano-Klang verbessern
Ich habe mal eine Aufnahme von einem E-Piano auf Youtube gehört. Es schien ein sehr altes E-Piano zu sein und es hatte nicht mal einen richtigen Ständer. Doch aus irgendeinem Grund war der Sound extrem gut. Ganz ehrlich: Sogar besser als der von meinem Kawai CN25. Wie konnte dieses billige Ding sich so gut anhören?
Vor kurzem bin ich endlich dahintergekommen. Der Typ, der sein E-Piano aufgenommen hatte, benutzte VST. Das steht für Virtual Studio Technology. Du wirst schockiert sein, wie krass diese Technologie den Klang deines E-Pianos verbessern kann.
Aber zuerst erkläre ich dir besser, wie VST funktioniert. Es ist eine Software, die du auf deinen Computer installieren musst. Danach musst du dein E-Piano mit deinem PC verbinden. Wenn ich mich nicht irre, gibt es folgende drei Wege, ein E-Piano anzuschließen:
- Per MIDI-Kabel
- Per USB
- Per Bluetooth
USB und Bluetooth kommt meistens nur bei teuren Modellen vor. Wenn du das nicht hast, ist das nicht schlimm. Denn du hast definitiv einen MIDI-Anschluss. Ich habe noch nie ein E-Piano ohne MIDI-Anschluss gesehen.
Wie Virtual Studio Technology funktioniert
Jetzt kommt der spannende Teil! Das VST-Programm, das du dir heruntergeladen hast, hat seine eigenen Samples*. Bei erfolgreicher Verbindung zum E-Piano werden also die Klänge von diesem Programm benutzt, wenn du dein E-Piano spielst.
Was sind Samples? In diesem Kontext sind Samples Aufnahmen von Klavieren und Flügeln, die auf E-Pianos angewendet werden.
Virtual Studio Technology funktioniert also nach demselben Prinzip wie E-Pianos: Es gibt Samples, die beim Drücken gewisser Tasten abgespielt werden. Aber warum ist VST nun besser? Dafür gibt es verschiedene Gründe.
Zum Beispiel hat dein PC einen besseren Prozessor als dein E-Piano. Das bedeutet, dass die Klänge detaillierter wiedergegeben werden können. Wie detailliert ein E-Piano Klänge wiedergeben kann, wird meistens durch das Wort “Polyphonie” beschrieben. Bestimmt hast du dieses Wort öfters in Produktbeschreibungen von E-Pianos gesehen.
Wenn ein E-Piano zum Beispiel eine 128-stimmige Polyphonie hat, kann es nur 128 Klänge gleichzeitig abspielen. Wenn du VST benutzt, kannst du doppelt so viel haben. Eine hohe Polyphonie ist besonders wichtig, wenn du viel mit dem Sustain-Pedal spielst.
Tipp: Schließe gute Boxen oder Kopfhörer an deinen PC an, damit der Sound in möglichst hoher Qualität wiedergegeben wird. Der Sound wird nämlich nicht mehr von deinem E-Piano wiedergegeben.
Was für VSTs für mein E-Piano gibt es?
Das vermutlich beste VST-Programm da draußen ist das Vienna Imperial. Wenn du dieses VST kaufst, kannst du auf den Klang eines großen Flügels von Bösendorfer zugreifen. Hier ist der Link: https://www.vsl.co.at/en/Keyboards_Complete/Vienna_Imperial
Die Sounds, die von Vienna Imperial aufgenommen wurden, sind einfach klasse: Von jeder Taste wurden 1200 Samples aufgenommen (bzw. jede Taste wurde 1200 mal aufgenommen).
Dieses Programm ist aber nicht günstig. Als ich letztes Mal den Preis geprüft habe, kostete es um die 300€. Ich kenne aber auch ein günstigeres VST.
Das CFX Concert Grand ist auch ein sehr hochwertiges VST und es kostet dich um die 200€. Hier ist der Link: https://www.garritan.com/products/cfx-concert-grand-virtual-piano/
Falls du kein Geld ausgeben möchtest, kenne ich noch andere, kostenlose Wege, den Klang deines E-Pianos zu verbessern. Zum Beispiel kann es ein Game-Changer sein, wenn du den Kammerton deines E-Pianos änderst.
Du kannst den Kammerton deines E-Pianos ändern
Um das hier zu verstehen, brauchst du ein wenig Hintergrundwissen. Falls du bereits weißt, was der Kammerton ist und warum es ihn in verschiedenen Frequenzen gibt, kannst du diesen Teil überspringen.
Was ist der Kammerton eines E-Pianos?
Jedes Klavier hat einen Kammerton. Mir gefällt das Wort “Grundfrequenzton” besser, weil es die Funktion von diesem Ton besser wiedergibt. Dieses Wort habe ich mir aber ausgedacht. Deshalb benutze dieses Wort lieber nicht.
Der Kammerton ist das A3 auf deinem E-Piano oder Klavier. Er hat eine Frequenz von 440 Hz. Aus der Frequenz von diesem Ton werden die restlichen Frequenzen von allen anderen Tönen berechnet. Deshalb nenne ich ihn auch gerne “Grundfrequenzton”.
Im Englischen wird die Frequenz von 440 Hz auch “Reference Frequency” genannt. Denn dieser Ton dient als Referenz für alle anderen Töne, wenn ein E-Piano hergestellt oder gestimmt wird. Wenn du diese Frequenz zum Beispiel verdoppelst, gelangst du eine Oktave nach oben (in anderen Worten: Du erreichst das nächste A auf der Tastatur).
Jetzt aber zum spannenden Teil:
Warum sollte man den Kammerton anpassen?
Der Kammerton kann angepasst werden. Und diesen Teil darfst du nicht falsch verstehen: Anpassen bedeutet nicht verändern. Der Kammerton muss immer ein A3 sein. Jedoch ist 440 Hz nicht die einzige Frequenz, die dieses A widergibt. Eine Frequenz von 432 Hz gibt auch ein A3 wieder. Es hört sich allerdings ein wenig anders an.
Seitdem Musiker herausfanden, dass es zwei Frequenzen für das A3 gibt, gab es viele Debatten. Denn was hört sich besser an? Ein A3 mit einer Frequenz von 440 Hz oder 432 Hz? Tatsächlich ist das eine subjektive Frage. Mir persönlich gefällt eine Frequenz von 432 Hz besser.
Auch interessant: Viele behaupten, dass die Frequenz 432 Hz eine heilende Wirkung auf Menschen hat. Deshalb seien E-Pianos mit einem 432 Hz Kammerton gut für die Gesundheit. Ob das stimmt weiß, ich nicht. Ich habe mich mal nach ein paar Studien umgeschaut und leider nicht viel dazu gefunden.
Jedenfalls hat sich der Kammerton mit 440 Hz durchgesetzt. Heißt: dein E-Piano hat im Werkszustand vermutlich einen Kammerton mit 440 Hz. Wenn du nicht weißt, welche Frequenz dir besser gefällt, empfehle ich dir, beide Frequenzen auszuprobieren. Denn:
Wenn du die Frequenz des Kammertons auf deinem E-Piano änderst, ändert das auch den Klang von allen restlichen Tönen auf deinem E-Piano.
Die Voraussetzung: Dein E-Piano muss in der Lage sein, die Frequenz des Kammertons anzupassen. Leider können das nicht alle E-Pianos, aber überraschend viele. Schau mal in der Betriebsanleitung deines E-Pianos nach, ob das bei dir möglich ist. Ansonsten kannst du im Internet ein Sample mit einem 432 Hz Kammerton herunterladen.
Wie passe ich den Kammerton auf meinem E-Piano an?
Standardmäßig liegt der Kammerton bei 440 Hz bei den meisten E-Pianos. Falls dein E-Piano ein Display hat und du dabei bist, den Kammerton zu ändern, wird dir eine 000 angezeigt. Zumindest kenne ich das so. Falls es bei dir anders aussieht, solltest du in deine Betriebsanleitung schauen.
Jedenfalls deutet die 000 darauf hin, dass du noch nichts verändert hast und dich bei 440 Hz befindest. Wenn du 4 Zahlen nach oben oder nach unten gehst, erhöhst oder verringerst du die Frequenz im 1 Hz.
Wenn du also 432 Hz erreichen willst, musst du die 000 auf -32 setzen, um eine Frequenz von 432 zu erreichen.
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